In der Grundschule war es so: Wenn Frankfurt oben stand, dann waren alle Frankfurt-Fans. Wenn Köln oben stand, waren alle Köln-Fans. Und wenn irgendeine andere Mannschaft oben stand, waren sie Fans von der. Aber ich war immer Schalker.
Schon als zehnjähriger schaute ich mir das UEFA-Cup Finale in Mailand gemeinsam mit meinem Vater auf dem Sofa an. Schalke verlor das Rückspiel zwar mit 0:1, im Elfmeterschießen trafen dann aber Ingo Anderbrügge, Olaf Thon, Martin Max und Marc Wilmots, während Jens Lehmann einen Elfmeter hielt und ein Italiener daneben schoss. Die Schalker „Eurofighter“ waren UEFA-Cup Sieger 1997 – und ich war stolz wie Oskar.
Stolz war auch meine Familie im Sommer 2006, war ich zwar nicht der Letzte, aber immerhin der Erste, der mit dem Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife am Richard-von-Weizäcker-Berufskolleg in Dülmen abschloss. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wusste, wohin der berufliche Weg mich führen würde, war mir klar, dass dieser hier definitiv noch nicht zu Ende war.
Würde man meine damaligen Klassenkameraden befragen, könnten diese jedoch meine Affinität zu Zahlen und Paragraphen zu diesem Zeitpunkt bereits bestätigen. Somit war es keine Überraschung, dass ich mich entschloss eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten zu beginnen und im Jahr 2009 erfolgreich abzuschließen.
Nach der berühmten juristischen Sekunde des Nachdenkens stand schon der nächste Meilenstein auf dem Programm: Der Bilanzbuchhalter. Nach einer dreijährigen Vorbereitungsphase während meiner Vollzeitbeschäftigung konnte ich im Juni 2014 auch diese Urkunde in den Händen halten. Als Diversifikation erwarb ich parallel während der Vorbereitungsphase den staatlich geprüften Betriebswirt.
Allen Warnungen zum Trotz begann ich anschließend die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung. Sinngemäß stand in dem Antwortbrief der Steuerfachschule, mit dessen Hilfe ich mich vorbereitete: „Nach der Prüfung kann es sein, dass Sie allein sind. Viele Beziehungen halten der extremen Belastung nicht stand.“
Ich kannte die Zahlen: Mehr als die Hälfte der Prüflinge fallen bundesweit durch. Doch mein Berufsziel stand fest. Und ich bin zäh. Ein Typ, der sich durchbeißt.
Eineinhalb Jahre vor dem Prüfungstermin liefen meine Vorbereitungen an. Zehn Monate nebenberuflicher Fernkurs mit Lehrbriefen und Klausuren beim Lehrgangswerk Haas, gefolgt von einem einjährigen Präsenzkurs an der renommierten Steuerakademie in Schermbeck, in dem unter Wettbewerbsbedingungen Prüfungen geschrieben werden.
Ich büffelte parallel zur Arbeit, unter der Woche abends drei Stunden und die gesamten Wochenenden hindurch. Die letzten drei Monate vor der Prüfung nahm ich unbezahlten Urlaub.
Dann war es so weit: Gemeinsam mit etwa 35 anderen saß ich im Oktober 2016 im Sitzungssaal des Finanzamts Coesfeld. Es war laut, weil alle in ihren Gesetzestexten hin und her blätterten. Drei Tage dauerte die schriftliche Prüfung, jeweils sechs Stunden lang. Am ersten Tag Verfahrensrecht, Umsatz- und Erbschaftsteuer, daran scheitern die meisten, dann Ertragsteuern, zuletzt Rechnungswesen und Bilanzierung.
Nach den schriftlichen Prüfungen und der nervenaufreibenden Wartezeit auf die Ergebnisse schloss sich am 30.03.2017 sodann die mündliche Prüfung in der Steuerberaterkammer in Düsseldorf an. Erfolgreich! Am 20.04.2017 wurde ich vom Präsidenten der Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe zum Steuerberater bestellt.
Es macht mich stolz, dass in meinem Prüfungszyklus die bundesweite Durchfallquote mit 58,4 % einen neuen Höchststand erreicht hat. Würde man die Rücktritte während der Prüfung zur Durchfallquote hinzuzählen, käme man bundesweit auf eine Nichtbestehensquote von sage und schreibe 64,1 %! Dies ist freilich methodisch zweifelhaft, zumal einige Rücktritte krankheitsbedingt erfolgt sind. Gleichwohl wird so deutlich, dass die sowieso schon sehr hohe Durchfallquote von 58,4 % eigentlich noch höher liegt.
Steuerdelikte sind schon lange keine Kavaliersdelikte mehr. Öffentlichkeitswirksame Durchsuchungen und der umstrittene Ankauf der Steuer-CD’s aus der Schweiz zeugen von der Kreativität der Steuerbehörden. Gleichzeitig erhöht der Gesetzgeber stetig die Steuerlast des Bürgers. Wollen sich die Bürger dieser Belastung entziehen, überschreiten sie häufig – auch unbewusst – die Grenze des Legalen. Wird dies aufgedeckt, droht die Bestrafung. Soll dieser Zustand legalisiert werden, ist steuerliche Beratung notwendig und sinnvoll. Aber auch Unschuldige können von Ermittlungen betroffen sein. In so einer Situation ist es für den Berater äußerst wichtig, schnell und sachgerecht zu handeln.
Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass das Steuerstrafrecht als Tätigkeitsgebiet für Steuerberater rapide an Bedeutung gewinnt. Mein Weiterbildungsstudium Steuerstrafrecht gibt mir die Möglichkeit auf diesem Rechtsgebiet als Experte wahrgenommen zu werden.
Das bewährte Studienkonzept der FernUniversität Hagen ermöglicht eine umfassende berufspraktische Vermittlung in das komplexe Rechtsgebiet Steuerstrafrecht, ohne dass dabei Reisen zu Präsenzseminaren notwendig sind. Damit lässt sich das Weiterbildungsstudium optimal in meinen Berufsalltag integrieren.
Ab September 2018 strebe ich die Zertifizierung zum Fachberater für Unternehmensnachfolge (DStV e. V.) an. Der Fachberater für Unternehmensnachfolge (DStV e. V.) ist die Antwort auf die bundesweit steigende Nachfrage nach qualifizierter Nachfolgeberatung insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen. Qualifizierte Unternehmensnachfolgeberatung ist Gestaltungsberatung „aus einer Hand“. Sie verlangt den ausgewiesenen Spezialisten. Die fachübergreifende Beratung des Mandanten über die Gestaltungsmöglichkeiten der Unternehmensnachfolge ist eine typische Aufgabe des steuerlichen Beraters – er genießt das Vertrauen seiner Mandanten und kennt deren Verhältnisse.
Der Fachberaterlehrgang deckt alle beratungsrelevanten Felder der Unternehmensnachfolge ab: vom Gesellschaftsrecht über das Erb- & Familienrecht bis hin zu den zugehörigen Aspekten des Arbeitsrechts, des allgemeinen Zivilrechts, des Steuerrechts und Spezialfragen aus der Betriebswirtschaft.